Die Geschichte des Kunstkatens Ahrenshoop
Der Ahrenshooper Kunstkaten wurde am 11. Juli 1909 feierlich eröffnet. Für die Ahrenshooper Malerkolonie und für das Ostseebad Ahrenshoop war das ein bedeutsames Ereignis, das dem Wunsch von Künstlern und Kunstfreunden entsprach, eine Stätte der Begegnung zwischen Künstlern und Käufern jenseits des kommerziellen Kunsthandels zu errichten.
Ein Entwurf der Maler Paul Müller-Kaempff und Theobald Schorn für einen solchen "Ahrenshooper Katen – das Haus für heimische Kunst und Kunstgewerbe" fand die Fürsprache des Prinzen Eitel Friedrich von Preußen (ihm hatte 1907 sein kaiserlicher Vater eine Jagdhütte am Darßer Weststrand geschenkt) und seiner Gattin, der Prinzessin Sophie Charlotte. Staatssekretär Bernhard Dernburg, dem ein Haus in Ahrenshoop gehörte, leistete finanzielle Beihilfe. Paul Müller-Kaempff besaß das Grundstück im Strandweg 1 und leitete die Ausführung des Baus. Der im "Fischlandstil" errichtete Kunstkaten sollte anregen, weitere Häuser in Ahrenshoop nach seinem Vorbild zu bauen und damit der architektonischen Verschandelung des Dorfes (an der auch etliche Maler ihren Anteil hatten) entgegenzuwirken. Der erste Weltkrieg läutete das Ende der Malerkolonie und des Kunstkatens ein. 1918 wurde die Ausstellung im Kunstkaten aufgelöst; die meisten Künstler der Malerkolonie hatten Ahrenshoop aufgegeben oder waren verstorben. 1919 bis 1945 wurde das Haus als Sommersitz erst von der Familie Ackermann und später von den Gräfinnen Ursula und Dorothea von Dohna genutzt.
Am 18. August 1946 konnten nach drei Jahrzehnten erstmals wieder Ahrenshooper und Fischländer Künstler im Kunstkaten – den der "Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands" gepachtet hatte – ausstellen: Fritz Koch-Gotha und Dora Koch-Stetter, Erich Th. Holtz und Hedwig Holtz-Sommer, Hedwig Woermann, Doris Oberländer, Franz Triebsch, Arnold Klünder, Wilhelm Löber, Gerhard Marcks und Hans Brass zeigten in einer gemeinsamen Exposition ihre Arbeiten. Es folgten zahllose Ausstellungen und Veranstaltungen, und der ursprüngliche Zweck des Kunstkatens, Ort der Begegnung zwischen Künstlern und Publikum zu sein, erfüllte sich erneut.
Auch nach dem Brand im Februar 1974 und der Wiedereröffnung im Mai 1977 blieb das Haus kultureller Mittelpunkt Ahrenshoops. Bis 1991 wurde das Haus durch den "Kulturbund der DDR" und später der Nachfolge-Organisation "Kulturbund e.V." betrieben.
1992 wurde der Kunstkaten treuhänderisch verwaltet und die Gemeinde Ahrenshoop hatte sich in einem einstimmigen Beschluss für die Übernahme der Trägerschaft dieses Hauses entschieden. Damit konnte die öffentliche Nutzung als Ausstellungs- und Veranstaltungsgebäude kontinuierlich fortgeführt werden.
Ab Juli 1993 ist das Haus im Besitz der Gemeinde Ahrenshoop und seitdem dem Eigenbetrieb "Kurverwaltung Ahrenshoop" angeschlossen.
Am 13. Juli 2001 wurde der Kunstkaten nach ca. halbjähriger Komplettsanierung wiedereröffnet. In neu gestalteten, größeren und helleren Räumen wird seitdem das bewährte Ausstellungskonzept, das sich schwerpunktmäßig auf die Traditionspflege stützt, und die Veranstaltungstätigkeit fortgesetzt.
Paul Müller-Kaempff (1861 – 1941)
Foto © Archiv Verlag Atelier im Bauernhaus
Der Landschaftsmaler Paul Müller-Kaempff gilt als Gründer der Künstlerkolonie Ahrenshoop. Im Jahr 1892 baute er sich ein Atelier- und Wohnhaus in der Dorfstraße 18. Kurz darauf gründete er 1894 die Malschule St. Lukas, das heutige Künstlerhaus Lukas. Einige Jahre später initiierte Paul Müller-Kaempff den Ahrenshooper Kunstkaten als erstes Ausstellungs- und Verkaufshaus Ahrenshoops. 1909 wurde der nach seinen und Theobald Schorns (1866 – 1913) Entwürfen erbaute Kunstkaten eröffnet.